Wissenschaftlicher Hintergrund der PSI 360° TOP-Diagnostik

von Simone Jost  

Mit der PSI 360° TOP-Diagnostik lassen sich persönliche Kompetenzen auf wissenschaftlicher Basis ermitteln und anschaulich darstellen. Die PSI-Theorie (Persönlichkeits-System-Interaktionen) nach Prof. Julius Kuhl (Universität Osnabrück) unterscheidet dabei die individuelle Persönlichkeitsarchitektur in sieben verschiedene Ebenen.

Die PSI-Theorie ist aktuell die umfassendste Persönlichkeitstheorie, welche aktuelle Erkenntnisse aus Neuro-, Motivations-, Persönlichkeits- und Lernpsychologie integriert.

Von der Deutschen Gesellschaft für Psychologie wird diese Metatheorie als bahnbrechend, einzigartig und höchst innovativ angesehen (2012).

Mit den diagnostischen Instrumenten der Trainingsbegleitenden Osnabrücker Persönlichkeitsdiagnostik (TOP) können auf einfache Weise die einzelnen Elemente der Persönlichkeit und deren Zusammenspiel erfasst und abgebildet und damit die motivationalen Ressourcen einer Person erkannt werden. Ebenso können mögliche Ursachen von Leistungseinbrüchen und Krisen erkannt und Klarheit über Veränderungswünsche gewonnen werden.

Dieses ganzheitliche funktionsanalytische Verständnis von Persönlichkeit eröffnet für das Arbeiten in Coaching und Training, Human Resources, Pädagogik und Beratung neue Perspektiven im Hinblick darauf, wie Menschen optimal gefördert werden sowie geeignete Maßnahmen zur Entfaltung von Potentialen und zur Behebung von Handlungsblockaden geplant, durchgeführt und deren Wirksamkeit evaluiert werden können.

Auf der Basis der jeweils ermittelten Persönlichkeitsarchitektur lassen sich Aussagen darüber treffen, ob eine Person ihre Absichten im Großen und Ganzen auch verwirklichen kann. Darüber hinaus geht die Diagnose der Frage nach, inwieweit sich eine Person mit diesen Zielen und Absichten identifiziert bzw. die Absichten und Ziele mit den Bedürfnissen und Werten der sozialen Umgebung abgeglichen sind.

Ein zentraler Baustein der PSI-Theorie sind die vier Makrosysteme Objekterkennungssystem, Intuitive Verhaltenssteuerung, Intentionsgedächtnis und Extensionsgedächtnis. 

Zwischen ihnen besteht ein Wechselspiel bezüglich der Willensstärke zur Umsetzung eigener Absichten sowie der Selbstkongruenz bei der Bildung eigener Absichten. Die wesentlichen Merkmale der vier Makrosystem sind:

Objekterkennungssystem (OES) – linkshemisphärisch

  • Analytisches, bewusstes Registrieren einzelner Sinneseindrücke
  • Hohe Aufmerksamkeit für Fehler und Abweichungen (z.B. Fehler in Zahlenkolonnen)
  • Abstraktion von Einzelheiten aus dem Gesamtkontext / Erkennen von Unstimmigkeiten
  • Gefahrerkennung (z.B. beim „Ur-Menschen“: Den Säbelzahltiger im Gebüsch erkennen)

Intentionsgedächtnis (IG) – linkshemisphärisch

  • Aufrechterhalten von (schwierigen) Absichten (in einer Art Speicher oder RAM)
  • arbeitet analytisch-sequenziell (Schritt für Schritt, logisches Denken)
  • hochintelligentes (hochinferes) bewusstes System
  • objektives, abstrakt-kritisches Denken

Intuitive Verhaltenssteuerung (IVS) – rechtshemisphärisch

  • Konkretes, spontanes Umsetzen eigener Absichten und Pläne
  • Automatisierte Handlungsabläufe und Routinen (z.B. Small Talk, Essen, Tennis spielen etc.)
  • parallele, simultane Verarbeitung bei sich schnell verändernden Umfeldern
  • unbewusste Wahrnehmungsleistungen (z.B. Erkennen von Gegenständen in der Peripherie)

Extensionsgedächtnis (EG) – rechtshemisphärisch

  • parallele, ganzheitlich simultane Verarbeitung auf der höchsten Integrationsebene
  • ganzheitliches Denken und Fühlen, agiert stark aus dem Überblick (Lebenserfahrung)
  • Integration von widersprüchlichen Gefühlen, Erfahrungen und Einzelaspekten
  • ausgedehntes Netzwerk von Handlungsoptionen

Bei der PSI 360° TOP-Diagnostik werden diese vier Makrosysteme unter anderem auch in Bezug zu den großen Motiven Anschluss, Leistung, Macht und Freiheit sowie den vier Motivationsformen extrinsisch, intrinsisch, aufgabenmotiviert und kontextmotiviert gesetzt.

Hieraus ergeben sich sehr interessante Erkenntnisse bezüglich der individuellen Motivation einer Person. Motivation kann demnach

  • genau, korrekt, praktisch, ausdauernd und ergebnisorientiert
  • kreativ, problemlösend, forschend, auf Lernen ausgerichtet, entwicklungsorientiert,
  • effektiv, visionär, komplex, dynamisch, wirkungsorientiert,
  • flexibel, spontan, auf Kommunikation ausgerichtet, sozial-integrativ

sein.

Zusammenfassend lassen sich sehr aufschlussreiche Erkenntnisse zur Persönlichkeit einer Person ermitteln.

Diese bilden die Grundlage, um eine positive Persönlichkeitsentwicklung einzuleiten, die stärkenorientiert weitere Potenziale erschließen lässt.
Menschen können lernen, sich neben der im Charakter festgelegten Erstreaktion eine alternative Zweitreaktion anzueignen, die Sie im Bedarfsfall abrufen können. In der Praxis wird es Personen somit möglich, Selbststeuerungskompetenzen für das eigene Selbstwachstum zu erlernen, um auf diese Weise die eigenen Kompetenzen weiterzuentwickeln.

Alleinstellungsmerkmal

Die PSI 360° TOP-Diagnostik unterscheidet sich zu anderen Systemen insbesondere dadurch, dass die jeweilige Persönlichkeit nicht als statische Struktur erfasst wird, sondern als Interaktionsgefüge sich gegenseitig beeinflussender Prozesse, die selbst einem dynamischen Wandel unterliegen.
Dabei wird besonders durch die unterschiedenen Erstreaktionen (Persönlichkeitsstile) und Zweitreaktionen (Selbststeuerungskompetenzen) ein deutliches Abgrenzungsmerkmal zu klassischen Persönlichkeitstests deutlich.

Die PSI 360° TOP-Diagnostik basiert auf einem funktionsanalytischen Ansatz in sieben verschiedenen Ebenen und nicht auf der Aggregation ähnlicher oder statistisch korrelierender Merkmale zur Bildung globaler Persönlichkeitsfaktoren (wie Big Five / Myers-Briggs-Typenindikator MBTI).

Quellen:

Kuhl, Julius: Motivation und Persönlichkeit: Interaktionen psychischer Systeme. 2001
Martens, Jens-Uwe und Julius Kuhl: Die Kunst der Selbstmotivierung: Neue Erkenntnisse der Motivationsforschung praktisch nutzen. 2013
Scheffer, David und Julius Kuhl: Erfolgreich motivieren: Mitarbeiterpersönlichkeit und Motivationstechniken. 2006
Kuhl, Scheffer, Mikoleit, Strehlau: Persönlichkeit und Motivation im Unternehmen: Anwendung der PSI-Theorie in Personalauswahl und -entwicklung. 2010

Führungskräfte Coach und Teamentwicklung

Über die Autorin 

Simone Jost

Als Kommunikationspsychologin begleite ich Entwicklungen und Veränderungsprozesse. Ich arbeite mit Unternehmen und Organisationen aus den Regionen Schwäbisch-Hall und Hohenlohe-Franken.